tutti pro – Die Orchesterpatenschaft
Symposion in Rahmen des Musikschulkongresses 2017
Jugendliche und Berufsmusiker musizieren gemeinsam an einem Pult. Unmittelbarer und sympathischer kann Orchesternachwuchsarbeit nicht sein. Aktuell sind über 100 Jugend- und Profiorchester in einer tutti pro-Patenschaft engagiert. Wie sich dabei Arbeit teilen und Freude verdoppeln lässt, darum ging es in einem von JMD, DOV und VdM gemeinsam veranstalteten Symposium am 19. Mai 2017 in Stuttgart.
In einer Präsentation stellten JMD-Generalsekretär Ulrich Wüster und die Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung Gerald Mertens und des Verbands deutscher Musikschulen Matthias Pannes zunächst die Idee und inhaltlichen und formalen Rahmenbedingungen der tutti pro-Orchesterpatenschaften vor. Die gemeinsame Initiative der drei Verbände ist bereits seit 2004 erfolgreich und findet als ein verbürgtes Qualitätssiegel auch die Aufmerksamkeit und Anerkennung der Politik. Einige aktuelle Spotlights vermittelten einen ersten Eindruck der vielfältigen Möglichkeiten, wie eine Patenschaft ausgestaltet werden kann.
Disziplin und Leidenschaft im Zusammenspiel
In der anschließenden Arbeitsgemeinschaft gaben Akteure dreier Patenschaften einen konkreten Einblick in ihre jeweiligen tutti pro-Aktivitäten. Den Anfang machte, als Gastgeber, die Patenschaft zwischen dem Jugendsinfonieorchester der Stuttgarter Musikschule und der Stuttgarter Philharmoniker. „Wenn wir unsere Musiktradition weitergeben wollen, müssen wir Jugendlichen entsprechende Angebote machen“, begründete der Intendant der Philharmoniker Michael Stille das tutti pro-Engagement seines Orchesters. Für ihn sei es faszinierend zu erleben, wie die Jugendlichen das hohe Arbeitstempo in den wenigen gemeinsamen Probenarbeit mitgehen könnten. Damit sprach er Alexander Adiarte, dem Leiter des JSO ein Kompliment für dessen gute Vorbereitungen aus.
Als Herzblut-Jugendorchesterleiter übernimmt Adiarte in der Zusammenarbeit mit dem Berufsorchester die Rolle des Ermöglichers, die sich bei Weitem nicht auf die Erarbeitung des Repertoire der gemeinsamen Konzerte beschränkt. Eine vorausschauende Koordination im Zusammenspiel des Managements gehört ebenso dazu, wie eine verbindliche Teilnahme der Jugendlichen am Projekt sicherzustellen. „Probendisziplin“ zu erleben und zu lernen – dies war denn auch einer der Punkte, die Michael Roser, Solo-Fagottist der Philharmoniker, als ein Angebot seines Orchesters benannte. Für ihn persönlich sei das Wichtigste der direkte Kontakt mit den Jugendlichen: Wenn er eine Stimmprobe übernehme, dann habe das „nichts mit Musikunterricht zu tun“, es gehe vielmehr darum, Tipps, Trick und Kniffe weiter zu geben. Nach einem Konzert einen jungen Kollegen neben sich stehen zu haben „mit leuchtenden Augen, rotem Kopf, der alles gegeben hat und nach dem Konzert in Feierlaune ist“ – dies sei für ihn der Optimalfall und die schönste Bestätigung.
Für Kaspar Wachinger (18), Violine, der aus Sicht eines Jugendorchestermitglieds berichtete, sind ebenfalls die Registerproben und die Gelegenheit zum Austausch mit „echten“ Orchestermusikern eine ganz besondere Erfahrung – „noch konzentrierter, weil ungewohnter“. Kurz und treffend auch seine Beschreibung eines weiteren tutti pro-Effekts auf Jugendorchesterseite: „man möchte gut sein, deshalb wird’s dann auch besser!“