Zu seiner Frühjahrsarbeitsphase lud das Landesblasorchester Baden-Württemberg in Kooperation mit der JMD geflüchtete Jugendliche aus der Umgebung in die Musikakademie Schloss Weikersheim ein, um ihnen einen Einblick in die seine Probenarbeit und lebendige Orchesterkultur zu geben.
Vier Schülerinnen des Gymnasiums Bad Mergentheim zusammen mit vier jungen Geflüchteten aus Afghanistan und Syrien, die von der Jugendhilfe Creglingen betreut werden, besuchten sie am 26. März 2017 Proben des Ensembles. Für die Newcomer ist es absolutes Neuland – ihr erster Probenbesuch überhaupt, Blasinstrumente gäbe es nicht in Afghanistan, eher Gesang und Perkussion, so ein Teilnehmer. Um das Eis zu brechen, gab es nach einer kurzen Vorstellungsrunde einen Body-Percussion-Workshop. Dazu ist es egal, welche Sprache man spricht: das sonnige Wetter und die Umfunktionierung des eigenen Körpers zum Instrument brachen alle Barrieren. In den Registerproben am Vormittag staunten die Besucher über so viele unterschiedliche Instrumente, Töne und die Akribie, mit der geprobt wurde. Einige der Musiker zeigten, wie ihr Instrument klingt und an welchen Stücken sie arbeiten. Doch auch Zuhören macht hungrig – und so ging es nach dem Besuch bei den Schlagwerkern, Hölzern, Hörnern, Trompeten, Posaunen und Euphonien zu einem gemeinsamen Mittagessen ins Logierhaus der Musikakademie Schloss Weikersheim.
„Poetisch und metaphorisch“
Blicke wurden getauscht, hier und da entstanden kleine Gespräche – so richtig interagieren wollten die Jugendlichen allerdings noch nicht miteinander. Jedoch beim Tischtennis nach dem Essen änderte sich diese anfängliche Distanz. Alle Workshopteilnehmer spielten mit. Einige Runden Rundlauf ohne klare Regeln, um warm zu werden. Nach einer Weile rief Kotaiba aus Syrien zur Ordnung: „Wer patzt, fliegt“. Eine Stunde später flogen die Bälle schon etwas seltener in die umliegenden Büsche und die Stimmung war frühlingstagsblau. Zum Abschluss begaben sich alle gemeinsam in die Tutti-Probe des LBO. Hier konnten sie nun sehen und hören, wie sich die einzelnen Teile zu einem großen Ganzen fügen, wie laut ein Orchester sein kann und dann auch wieder wie unfassbar leise.