"Hier wurde mit Perspektive gedacht!
5 Jahre TauberPhilharmonie Weikersheim 2024
JMD-Generalsekretär Dr. Ulrich Wüster im Gespräch mit TauberPhilharmonie-Intendant Johannes Mnich
Johannes Mnich: Lieber Herr Wüster, mal Hand auf’s Herz: Hätten Sie bei der Eröffnung vor fünf Jahren geglaubt, dass wir heute auf eine solche Erfolgsgeschichte schauen können? Über 175 Konzerte, über 670 Mitwirkende im Freundeskreis TauberPhilharmonie, eine Kooperation mit Konzerten, Proben und vielem mehr?
Dr. Ulrich Wüster: Ja, das habe ich tatsächlich geglaubt, als das Projekt TauberPhilharmonie gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Kornberger visioniert, argumentiert und geplant wurde. Hier wurde wirklich mit Perspektive gedacht! Die damals von mir angeregte Machbarkeitsstudie hat – trotz aller auch verständlichen Skepsis und Widerstände – recht behalten. Aber natürlich nur, weil wir mit Ihnen auch einen klugen Intendanten gefunden haben, der dieses Potenzial inhaltlich zur Entfaltung zu bringen versteht, für ein attraktives Veranstaltungsangebot sorgt und auf die Menschen zugeht. Das Publikum kommt wirklich aus dem damals prognostizierten Einzugsgebiet: gut eine Stunde Autofahrt im Umkreis. Das Standbein „Musikakademie“ ist ebenso für die Philharmonie wie für uns eine verlässliche Konstante des Betriebs an 120 Tagen im Jahr. Sicher hat auch das „Doppelpfund“ Musikakademie und Jeunesses Musicales – gewissermaße als Standort-Reife-Gradmesser – den Ausschlag für die Bundesförderung für den Bau gegeben.
Wie nehmen denn Sie unsere Akademiegäste in der TauberPhilharmonie wahr?
JM: Wir erleben immer wieder den Stolz und die Freude gerade von jungen Musizierenden, wenn sie bei uns proben. Viele bedanken sich und möchten am liebsten sofort die nächste Arbeitsphase buchen. Und es ist ja wirklich alles dabei: von Laienensembles bis zu Spitzenorchestern. Anfangs gibt es oft eine gewisse Ehrfurcht vor dem Gebäude, dem Saal, der Akustik. Das weicht dann aber schnell einer Begeisterung am Musizieren; und wir hören durch die zumeist offenen Bürotüren die Fortschritte schon nach wenigen Tagen. Nicht zuletzt durch die tolle Zusammenarbeit von Ihren und meinen Mitarbeitenden ist das wirklich gelebte Kulturförderung. Es ist schön zu spüren, dass die TauberPhilharmonie wirklich ein Haus für Alle und kein Elfenbeinturm für Wenige ist.
Was ist für die JMD der größte Gewinn durch die TauberPhilharmonie?
UW: Die JMD ist der Fachverband der Jugendorchester in Deutschland, und als solcher haben wir unsere Musikakademie als optimale Probenstätte für junge Orchester profiliert. Diese machen einen Großteil unserer jährlich über 30.000 Übernachtungen aus. Mit der TauberPhilharmonie haben wir unsere Attraktivität noch toppen können. Keine andere der 25 weiteren Musikakademien in Deutschland kann einen solchen Konzertsaal bieten! Aber wir gehen auch damit sparsam um: Das knappe Angebot erhöht den Wert. Für ein Riesenprojekt wir das aktuelle Beethoven IX-Projekt hätte es nirgendwo eine andere Probenstätte gegeben. Außerdem war das für Ehrensache, ist doch der Weltjugendchor ein Projekt des Jeunesses-Weltverbands und unser Standort in Weikersheim ein „World Meeting Center of JM International“ – was durch solche Projekte immer wieder zum Leben kommt – und ist doch das Bundesjugendorchester ein ganz besonderes Mitglied, das regelmäßig kommt und mit dem wir auch jede zweite unserer Opernaufführungen machen. Auch für dieses überregional geschätzten Aufführungen unserer Jungen Oper Schloss Weikersheim bietet die TauberPhilharmonie alle zwei Jahre im wahrsten Sinne einen „Schutzschirm“: Falls das Wetter, wie etwa 2023, das Bespielen der Open Air Bühne im Schlosshof nicht erlaubt, können wir seither immerhin für 600 Besucher*innen eine halbszenische Vorstellung inhouse geben, denn die große Bühne des Konzertsaals ermöglicht vor dem Orchester eine ausreichende Spielfläche.
Aber Sie als Intendant profitieren ja auch nicht unerheblich durch die JMD, oder?
JM: Absolut! Es sind gerade „Ihre“ Ensembles, die immer wieder das Konzertleben hier bereichern. Ob Landesjugendorchester, Bundesjugendorchester oder die Junge Deutsche Philharmonie. Ganz zu schweigen von en zahlreichen Chören und Laienorchestern, die hier Impulse für ihre musikalische Arbeit erhalten und in einer vielleicht einzigartigen Atmosphäre proben und arbeiten können. Ich freue mich sehr, dass wir mit unserer zwei:takt-Reihe ein eigenes Konzertformat entwickeln konnten, das im Sinfoniebereich, aber auch im Jazz und kammermusikalisch aufregende junge Talente präsentiert. Mit den gemeinsamen Aktionen für die Schulen in der Region vermitteln wir ganz praktisch Musik und nutzen einfach die jahrzehntelange Anziehungskraft von Weikersheim für Musizierende. Immer wieder hören wir z.B. aus den Orchestern, wer schon alles in der Jugend hier zu Gast war. Und vergessen wir zuletzt nicht, dass wir durch die Ankermiete der Musikakademie auch finanziell von der Partnerschaft profitieren!
Was wünschen Sie sich denn noch für die Zukunft unserer Zusammenarbeit?
UW: Die Qualität einer Partnerschaft wird ja nicht nur von den Inhalten und Ressourcen bestimmt, sondern auch von den Menschen, die darüber entscheiden. Natürlich wünsche ich mir deswegen, dass Sie als Intendant mit Ihrer Begeisterung für die Jugend und für die Jeunesses Musicales und mit Ihrem Gespür für ausgewogenes Geben und Nehmen noch einige Zeit bleiben und auch meine Nachfolge in einigen Jahren diesen gemeinsamen Wert auch gemeinsam hegen und pflegen wird. Alles andere ergibt sich auf dieser Basis.
Was sind denn Ihre Wünsche zum 5. Geburtstag Ihres Hauses? Und was wünschen Sie sich von der JMD?
JM: Ich wünsche mir vor allem noch mehr Begegnungen. Residenzen, nachhaltige Förderung und immer wieder außergewöhnliche musikalische Momente. Dabei kann und soll auch die Musikakademie eine Rollen spielen und im besten Fall Brücken bauen zwischen dem Nachwuchs- und Profibereich. Wenn es uns gelingt, den Wert von Musik und Kultur auch hier im ländlichen Raum zu zeigen und ein breites Publikum anzusprechen, wird die TauberPhilharmonie ihr Potenzial auch weiterhin zeigen und entfalten können. Ich glaube, wir sind da auf einem guten Weg!
Foto 5 Jahre TauberPhilharmonie: Michael Pogoda
Nine to 9: Zum Jubiläum spielten und sangen das Bundesjugendorchester und der World Youth Choir Beethovens 9. Sinfonie und das "Coral Concerto: Nine", komponiert und dirigiert von Oscarpreisträger Tan Dun. Nach diesem Erlebnis gab es kein Halten mehr: Standing Ovations und Jubelrufe. Das Publikum war restlos begeistert!
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