Bruno Weil steht im weltweiten Musikbetrieb für qualitätvolle und der Wahrheit und Wirkung der Musik verpflichtete Interpretationen. Seine besondere Auffassung führte ihn mit nahezu allen bedeutenden Orchestern der Welt zusammen, bescherte fast jeder seiner CD-Einspielungen Preise der Schallplattenkritik und machte sie zu weithin geruühmten Referenzaufnahmen, ließ sein Festival „Klang & Raum“ in Kloster Irsee und das Carmel Bach Festival in USA zu Pilgerstätten der historisch informierten Aufführungspraxis werden.
Bruno Weil ist eine internationale Kapazität für die Musik der Wiener Klassik. Als letzter Meisterschuüler des Dirigenten Hans Swarowsky versteht er sich auf die Kunst der organischen Entfaltung musikalischer Phrasen, von der nuancierten Dynamik der Motiv- und Melodiebausteine bis hin zur periodischen Energetik der großen Form. Weil macht diese musikalische „Grammatik“ nie als akademischen Selbstzweck spuürbar, sondern als emotionale Seismik, als tief menschliche Aussage, als Sprache der Seele. „Historisch informiert“ heißt für Weil: letzte Gewissheit in den Autographen zu finden und zeitgenössische Quellen zu befragen. Aber Bruno Weil ist kein Restaurator, und auch wenn er – als ständiger Gastdirigent des Ensembles „Tafelmusik“ und der „Cappella Coloniensis“ – historische Instrumente einsetzt, versteht er sich nicht als Kurator eines musikalischen Museums. Er holt die Musik heraus aus den Vitrinen, in die Klischee, Kommerz und Akademismus sie gestellt haben.
Die Anleitung junger Musiker, seien es seine Dirigierstudenten an der Musikhochschule München, seien es die Mitwirkenden der „Jungen Oper Schloss Weikers-heim“, ist Bruno Weil ein Anliegen und ein Antrieb, weil sie sich der Musik Haydns, Mozarts und Beethovens „völlig unvorbelastet von falschen Traditionen und ohne Vorbehalte“ stellen. Von hier aus werden Neuentdeckungen auf längst bekannt geglaubtem Terrain möglich, mit denen Bruno Weils Schaffen jung geblieben ist und er sein Publikum am immer wieder frischen Schöpfungsprozess teilhaben lässt, wobei – wie selbst die Kritik einmal nicht umhin kam zu sagen – dann auch „der Götterfunke überspringt“.
Weikersheim, November 2013
Präsidium der Jeunesses Musicales Deutschland