1. Argumente
Jugendorchester sind Quellen von Kultur und Gesellschaft
Jugendorchester in jeglicher Formation und Größe sind lebendige Musiziergemeinschaften und damit unglaublich wirkungsvolle Orte kultureller Jugendbildung.
Als höchst lebendige Organismen einer motivierenden musikalischen Nachwuchsarbeit auf jedem Niveau sichern sie das Weiterleben eines wertvollen immateriellen Kulturerbes.
Jugendorchester sind ein erlebbares Sinnbild für menschliche Gesellschaftsbildung auf der Basis humaner Werte, indem sie jungen Musikern*innen die individuelle und gemeinsame Erfahrung eines gelingenden Miteinanders bieten.
Die Corona-Krise bedroht Jugendorchester in ihrem Wesenskern
Die Kontaktverbote, Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen an Schulen, Musikschulen und im Vereinsleben haben die Jugendorchester zum Verstummen gebracht.
Wir erleben, wie ein kulturell und sozial hoch angesehenes Gut als „nebensächlich“ und sogar als „besonders gefährdend“ im allgemeinen Schutzregelungsgeschehen untergeht. Bisher weitgehend ohne eine eigene Öffnungsperspektive.
Vielfach widersprüchliche Regelwerke führen weithin zu Verunsicherung, Misstrauen und Ängsten – bei den Trägern der Jugendorchester sowie bei Eltern, Lehrkräften und den Jugendlichen selbst.
Digitale Proben von Jugendorchestern vorzuschlagen ist sinnlos: Sie sind technisch undurchführbar, musikalisch frustrierend und ohne soziale Wirkkraft.
Jugendorchester dürfen nicht zum „Kollateralschaden“ werden
Schutz des physischen Lebens ist ein hoher Wert, dem freilich die Wagschale des kulturellen, sozialen und emotionalen Lebens drängend gegenüber steht.
Was den Menschen zum Menschen macht, Kultur und Sozialität, muss in der Krise, aus der Krise und nach der Krise gerettet und ebenso erhalten und aufgebaut werden wie unsere Wirtschaft.
Jugendorchester sind „nur“ ein kleiner Teil davon, aber von großem Symbolwert. Es gilt, die in ihnen verkörperte „Utopie einer harmonischen Gemeinschaft“ als hohes Gut für unsere Jugend, unsere Kultur und unsere Gesellschaft im Sinne von „Lebensqualität“ zu erhalten und wieder zu entfalten.
Machen wir die Jugendorchester wieder lebensfähig
Dauert die Krise an, müssen individuelle Lösungen unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten die starren Verbotsraster ablösen. Hygienekonzepte professioneller Orchester und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse müssen Anwendung finden.
Jugendorchester (ihre Träger, Leiter*innen, Mitspieler*innen, deren Eltern sowie Förderer) müssen j e t z t gemeinsam mit allen Kulturschaffenden den hohen Rang humaner Kernwerte artikulieren und sich aktiv für machbare Perspektiven einsetzen.
Jede Live-Aktivität der Jugendorchester trägt dazu bei, dass sie nicht überhört werden. Jugendorchester sind ihre eigene Demonstration!
Eine entschlossene Förderung von Jugendorchestern und der Kulturellen Jugendbildung insgesamt ist für alle Verantwortlichen ein Prüfstein für eine lebenswerte Gesellschaft.
Stand 10.2020