Aktuelles
Jeunesses Musicales und JuMu
Ein Bericht aus der Berliner Praxis
Die Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) ist die deutsche Sektion der Jeunesses Musicales International (JMI). Diese wurde während des Zweiten Weltkriegs in Brüssel mit dem Ziel der friedlichen internationalen Begegnung junger Musiker und der Völkerverständigung gegründet. Die Jeunesses Musicales International ist von der UNESCO als die größte musikalische Jugend-Kulturorganisation der Welt anerkannt und in über 50 Ländern der Erde aktiv. In der JMD haben sich über 220 junge Orchester zu einem Fachverband zusammengeschlossen, vom Musikschulorchester bis zur Jungen Deutschen Philharmonie. Tendenz: wachsend.
Die JMD veranstaltet Kurse, führt modellhaft Projekte durch, ist Träger verschiedener Wettbewerbe und Preise, sie tritt mit Konzerten und Veranstaltungen in Erscheinung und beteiligt sich engagiert am kulturpolitischen Diskurs. Sie verleiht jungen Musikern eine Stimme, beispielsweise als aktives Mitglied des Deutschen Musikrats. Offizielles Mitteilungsblatt und Partner der JMD ist die Neue Musikzeitung.
Wolfgang Nier, dem es wesentlich zu verdanken ist, dass in die Berliner Landesgruppe der JMD auch die Erfahrungen und Fähigkeiten der Ensembles, Lehrer und die Einbeziehung der Bildungsstätten der östlichen Stadthälfte eingeflossen sind, schreibt im einem kleinen Rückblick: „Anfang November 1990, also wenige Tage nach der offiziellen Wiedervereinigung, wurde in Berlin erstmals eine Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung gegründet. Ich wurde In den Vorstand gewählt und blieb etwa drei Jahre Vorstandsmitglied.
Bei dieser Wahlversammlung der LKJ Berlin lernte ich den leider viel zu früh verstorbenen Eberhard Schallenberg, damals Vorsitzender des Landesverbandes Berlin der Jeunesses Musicales, kennen.
Es gelang ihm, mich für die Mitarbeit in „seinem“ Verband zu interessieren. Fortan nahm ich an den Vorstandssitzungen teil und wurde schließlich auch offiziell als Vorstandsmitglied kooptiert. Bis es aber so weit war, ereigneten sich einige mich begeisternde Vorgänge: Mitte November 1990 durfte ich an der ersten gesamtdeutschen Vollversammlung der Jeunesses Musicales Deutschland in Weikersheim teilnehmen und – gemeinsam mit anderen Musikschaffenden der ehemaligen DDR - aus unserer erfolgreichen musikalischen Arbeit vor 1989 berichten. Ich spürte bei Generalsekretariat und Bundesvorstand der JMD etwas, was ich im Arbeitsleben doch öfter vermissen musste: Aufmerksamkeit, Interesse, Kollegialität, Anerkennung. Noch deutlicher ausgedrückt: Gleichberechtigung.
Das empfand sicher auch die Pädagogin Konstanze Sander (Schreiber) so, die als Mitglied sowohl des Bundesvorstandes als auch des Landesverbandes Berlin u.a. als Tutorin interessante Entwicklungsvorhaben der JMD in den neuen Bundesländern befördern durfte.
Inzwischen Vorstandsmitglied geworden, begannen wir mit der Realisierung neuer Vorhaben. Wir ergänzten im Laufe der nächsten Jahre unseren etablierten Cellokurs durch Internationale Meisterkurse für Trompete, Pause und Horn (Dozenten waren Bläsersolisten des Berliner Philharmonischen Orchesters), Internationale Meisterkurse für Gesang, Kammerkurse für verschiedene andere Instrumente, Orchesterworkshops und Musikferienprojekte.
Die vom Bundesverband der Jeunesses Musiales Deutschland angeregten und für meist zwei Jahre geförderten Initiativen zur Entwicklung von Musikklubs, Konzerten für Kinder und Jugendliche und der Sinfonischen Blasmusik wurden von unserem Landesverband langjährig aufgegriffen und zu guten Ergebnissen geführt.
Erinnert sei vor allem an Musikferienprojekte, die in den Jahren 1998 bis 2011 mit der Entwicklung und Realisierung von neuen Kindermusicals gipfelten, die inzwischen im deutschsprachigen Raum Europas und in Dänemark mit Erfolg zur Aufführung kommen.
Inzwischen Siebzig geworden, ist es für mich schön, diese Entwicklungen mit befördert zu haben.“
Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) hat seinerzeit den wohl wichtigsten Wettbewerb für Kinder und Jugendliche, nämlich „Jugend musiziert“ mitbegründet. Diese Tatsache ist wenig bekannt. Ich selbst hatte kurz nach der Wende den ersten Kontakt zu „Jugend Musiziert“ in Leipzig, wo ich kurze Zeit an einer Musikschule unterrichtete. Die einzige Schülerin, die am Wettbewerb teilnehmen wollte, wurde mit deprimierenden 8 Punkten heimgeschickt und für mich war JuMu als offenkundig viel zu elitäre Veranstaltung für einige Jahre gestorben. 5 Jahre später rutschte ich – mittlerweile Berliner und Mitglied der Landesgruppe von JMD in den Regionalausschuss Berlin-Süd und erlebe seitdem Jahr für Jahr mit, wie unter der fachkundigen Leitung von Anka Sommer Jahr für Jahr hinter den Kulissen eine riesige Arbeit zu bewältigen ist: Jurys, die menschlich und musikalisch zusammenpassen müssen, werden gesucht, durchdiskutiert und zusammengestellt, Räume beschafft, Klavierstimmer und Hilfskräfte engagiert, Programmhefte vorbereitet, Catering bestellt. Es wird natürlich erwartet, dass man selbst als Vorsitzender einer Jury teilnimmt, und ich hatte schon Jahre, wo ich am Sonnabend von den Wettbewerben der Blechbläser zum Akkordeon und am nächsten Tag zum Pop-Gesang und danach zur Neuen Musik oder zur Schlagzeug-Wertung unterwegs war. Solche Wochenenden sind nur mit Selbstdisziplin zu bestehen, auch sind am Ort Verspätungen, Verfrühungen, Absagen, Sonderwünsche sofort zu koordinieren. Hektische Lehrer und nervöse Eltern sind zu beruhigen, die Kandidaten aufzumuntern. 10 mal am Tag ist darauf hinzuweisen, das Video-und Audioaufnahmen nicht gestattet sind und dass das Handy bitte „aus“ zu sein hat, Zwischendurch wartet manchmal schon der Kurier, denn die Urkunden müssen geschrieben, später unterschrieben werden.
Dann folgen die Auswertungsgespräche, die für die Kinder und Lehrer das Wichtigste, für die Jury aber das Heikelste sind: Was sagt man wem und wie und bis zu welchem Grade? Es kommen instrumententypische Unterschiede hinzu, die mitunter den Rang von „Glaubenskriegen“ haben. Standardbass oder Einzelton (Akkordeon); französische oder deutsche Technik (Harfe), Böhm oder nicht Böhm (Holzbläser). Dazu kommen Stil- und Geschmacksfragen (Vibrato oder nicht). Solches Wissen lehrt keine Hochschule.
Das klingt alles nach viel Arbeit und Mühe und das ist es auch. Der Wettbewerb ist aber auch eine ungeheure Bereicherung an Wissen und Erfahrung. Ich gehe jedes Mal nach Hause und habe etwas über Instrumente gelernt, was ich vorher nicht wusste, oder ich habe neue Autoren kennen gelernt oder interessante Stücke, die ich dann weiterempfehle.
Oder ich durfte die phänomenalen Leistungen auf dem Gebiet der Pop-Musik bewerten oder habe 5 Stunden Baglama-Musik gehört, was ich sonst sicher nicht getan hätte.
Und so warte ich jedes Jahr, wenn Anfang Januar der Weihnachtsbaum weggeräumt ist, das es wieder losgeht und dass die Jugend wieder musiziert. Also los, auf ein Neues!
Walter Thomas Heyn
ehemals Landesvorsitzender JMD LV Berlin
ehemals Regionalausschuss Berlin-Süd
Langjähriger Juryvorsitzender in drei Bundesländern
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2002 - 2011
Zehn Jahre Kindermusicalkurse der Jeunesses Musicales (LV Berlin)
Mit der Inszenierung und Uraufführung des Kindermusicals „Die Abenteuer der neuen Bremer Stadtmusikanten“ im Jahr 2011 wurde ein äußerst erfolgreicher Arbeitsinhalt des Landesverbandes Berlin der Jeunesses Musicales beendet.
Seit 2002 veranstaltete der Landesverband Berlin „Musikferien für Kinder und Jugendliche“ mit dem Schwerpunkt Kindermusical. Vorher (seit 1998) wurden Flötenferienkurse veranstaltet.
Die Kurse wurden von Wolfgang Nier, langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes Berlin der JMD, initiiert und später auch geleitet. Seit 2004 war er auch der Regisseur aller Musicalprojekte.
In diesen Jahren wurden zehn verschiedene Musicals (einige mehrfach) und ein Musikkabarettprogramm realisiert. Darunter waren sieben Uraufführungen.
Die Teilnehmerlisten waren zur Auswertung erst ab 2005 zugänglich.
Eine Übersicht weist 84 verschiedene Darsteller und Sänger namentlich auf, viele von ihnen haben bis zu achtmal an den Projekten teilgenommen. Es ist anzunehmen, dass insgesamt ca.100 Kinder und Jugendliche als Darsteller und Sänger teilgenommen haben.
Hinzu kamen bei drei Inszenierungen Mitwirkende als Tänzer (von Pas de trois Berlin) und als Instrumentalisten (Private Musikschule Zeuthen)
Die Teilnehmer kamen aus Berlin, aus dem Land Brandenburg, aus Sachsen und aus Schleswig-Holstein.
Wolfgang Nier
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Eindrücke vom Musicalkurs 2011
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